„Dient nicht dazu, medizinisches Personal zu ersetzen“ – Armin Häuser über die Zukunft von eHealth

eHealth und digitale Lösungen sind in letzter Zeit zu einem wichtigen öffentlichen Thema in der Diskussion um die Gesundheitsversorgung der Zukunft geworden. Auf unserem Blog befragen wir deshalb in regelmäßigen Abständen Experten auf dem Gebiet und bitten Sie um Antworten auf drei zentrale Fragen zur Zukunft unseres Gesundheitssystems. Heute ist Armin Häuser vom Kompetenzzentrum für Telemedizin und E-Health Hessen an der Reihe!

Herr Häuser, für die meisten Experten ist eHealth alternativlos. Trotzdem sieht es in der Praxis oft anders aus. Was denken Sie: Wird sich eHealth in Pflege und Gesundheit in Kürze flächendeckend durchsetzen oder bleiben Pflege und Gesundheit Systeme, in denen Wandel nur schleichend seinen Durchbruch findet?

In Zukunft wird sich eHealth sicherlich flächendeckend durchsetzen. Die Geschwindigkeit dieses Wandels wird jedoch maßgeblich von verschiedenen Faktoren abhängen. Der rechtliche Rahmen muss klar definiert sein. Gesundheitsminister Spahn gibt hier schon ein straffes Tempo vor. Dazu gehören aber auch Fragen der Abrechnung und Vergütung von digitalen Leistungen. Auch hier wurden in der jüngeren Vergangenheit wichtige Schritte vollzogen, wenn auch noch nicht für alle denkbaren Leistungen, wie Befundungen per Telekonsil (ausgenommen Röntgen und CT) Abrechnungsmöglichkeiten bestehen.

Wir sind überzeugt, dass die Digitalisierung dann an Fahrt aufnehmen wird, wenn Ärztinnen und Ärzte, Patientinnen und Patienten deren Nutzen erkennen und berechtigtes Vertrauen in die Systeme gewonnen haben.
Wichtig ist es auch zu betonen, dass Digitalisierung kein Selbstzweck ist, sondern den Patientinnen und Patienten dienen soll. Sie dient nicht dazu, medizinisches Personal zu ersetzen. Digitalisierung soll alle Beteiligte in ihrer Arbeit unterstützen.

In welchem medizinischen Bereich sehen Sie den größten Nutzen von eHealth?

Ein großer Nutzen besteht sicherlich in der Bilddiagnostik. Schon jetzt existieren Systeme, die ähnlich gut wie ein erfahrener Radiologe arbeiten können. Auch hier ist es wichtig anzumerken, dass diese Technologien den Radiologen nicht überflüssig machen. Sie sollen ihn stattdessen bei der Ausübung seiner Arbeit unterstützen, indem schon eine Vorauswahl durch das System getätigt wird, das die Bildmenge reduziert und damit mehr Zeit für die Diagnose ermöglicht.

In Zukunft wird sie aber nicht die einzige sein, denn eHealth-Lösungen können die Antwort auf viele Fragen in unterschiedlichen medizinischen Bereichen sein. Der Nutzen wird sicherlich in manchen Bereichen größer sein als in anderen, aber allein schon eine Verringerung des Dokumentationsaufwandes wird in so ziemlich allen Bereichen mehr Zeit für die Behandlung der Patientinnen und Patienten ermöglichen. Mit einer gut geführten elektronischen Patientenakte kann darüber hinaus die Zusammenarbeit zwischen Hausärzten und Fachärzten effizienter und sicherer gestaltet werden, was auch allen Beteiligten zugutekommt.

Wie arbeiten Sie persönlich daran, eHealth in das Pflege- und Gesundheitssystem zu integrieren?

In meiner Funktion als Geschäftsführer des Kompetenzzentrums für Telemedizin & E-Health Hessen berate und unterstütze ich mit meinem Team verschiedene Akteure im Gesundheitswesen in den Bereichen Datenschutz, Intersektorale Kommunikation, IT- und Datensicherheit, PVS/KIS Kommunikation. Zu den Zielgruppen gehören Ärztinnen, Ärzte, Krankenhäuser, Krankenkassen, Pflegeeinrichtungen, Apotheken und Rettungsdienste. Ein besonderer Fokus unserer Beratung liegt dabei auf den niedergelassenen Ärzten, da diese auch aufgrund ihrer besonderen Vertrauensstellung des Arzt-Patienten-Verhältnisses wichtige Multiplikatoren für die Akzeptanz digitaler Lösungen in der Bevölkerung sind. Weiterhin sehen wir uns als Schnittstelle zwischen verschiedenen Akteuren und wollen deren Vernetzung vorantreiben und verbessern.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Häuser.

Zur Person

Armin Häuser ist seit der Gründung des Kompetenzzentrums im April 2018 als Geschäftsführer insbesondere für organisatorische und personelle Angelegenheiten und die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. Er war zunächst nach einem dualen Studium zum Diplom-Verwaltungswirt über viele Jahre in kommunalen und staatlichen Verwaltungen in verschiedenen Führungsfunktionen tätig. Unmittelbar vor seiner Tätigkeit als Geschäftsführer nahm er über mehr als 15 Jahre politische Wahlämter als Erster Stadtrat bzw. Bürgermeister wahr.

Über das Kompetenzzentrum für Telemedizin und E-Health Hessen

Das Kompetenzzentrum für Telemedizin und E-Health Hessen ist eine hochschulübergreifende Einrichtung und arbeitet partnerschaftlich mit der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) und der Justus-Liebig-Universität (JLU) in Gießen zusammen. Das Kompetenzzentrum ist eine unabhängige Beratungsstelle, die durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration (HMSI) gefördert wird. Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite.

Außerdem ist das Kompetenzzentrum auf Twitter und YouTube zu finden.

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